Entscheidungen (Teil 1/3)
Wir alle treffen jeden Tag ca. 20.000 Entscheidungen. Gott sei Dank die meisten davon unbewusst, so dass wir nicht für jede davon in einen komplizierten Entscheidungsprozess gehen müssen. Das fängt meistens schon mit dem Wach werden an. Snooze-Taste nochmal drücken und dafür beim Frühstück auf die zweite Tasse Kaffee verzichten?
Die meisten Entscheidungen treffen wir tatsächlich unbewusst – also aus dem Bauch heraus. Und das ist auch gut so, denn wir sind gar nicht erst in der Lage alle Entscheidungen rational und mit dem Verstand zu treffen. Wie wir Menschen aber nun mal so ticken, suchen wir uns nach der Bauchentscheidung ein paar rationale Erklärungen, warum wir uns so entschieden haben. Witzigerweise sogar dann, wenn sich die Entscheidung später als schlecht herausstellt. Dann finden wir trotzdem genügend Gründe, wieso wir uns dafür entschieden hatten und Lüge uns dabei in die eigene Tasche. Faszinierend und lustig zu gleich. 😉
In diesem dreiteiligen Blog-Eintrag möchte ich mich näher mit dem Thema Entscheidungen befassen. Im ersten Teil schauen wir uns an, wie Entscheidungen (vor allem in einer Gruppe) getroffen werden können und welche Konsequenzen Entscheidungen immer mit sich führen.
Im zweiten Artikel achten wir ein wenig mehr auf das Geschäftsumfeld und schauen uns an, wie man in den meisten Fällen durch Einhaltung einer einfachen Vorgehensweise, einer Abfolge von Schritten, zu guten Entscheidungen kommen kann.
Und im dritten und letzten Teil beschäftigen wir uns mit moralischen Entscheidungen, bei denen es blöderweise meistens am schwierigsten ist zu einer guten Entscheidung zu kommen.
Inhalt
Entscheidungen in Gruppen
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie eine Gruppe eine Entscheidung herbeiführen kann. Dabei gibt es kein Richtig oder Falsch, es geht lediglich darum sich bewusst für eine Entscheidungsform zu entscheiden.
Doch bevor überhaupt eine Entscheidung herbeigeführt werden kann, müssen einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Bevor man sich entscheiden kann, muss…
- …eine ausreichende Auseinandersetzung mit der Thematik möglich gewesen sein, bei der alle für und gegen die möglichen Alternativen sprechenden Gesichtspunkte klar herausgekommen sind.
- …jede_r die Möglichkeit hatte, sich in den Prozess angemessen einzubringen.
- …genau klar sein, worüber entschieden wird. Über den Gegenstand der Entscheidung dürfen keine Unklarheiten bestehen.
- …die Konsequenz, zu der die Entscheidung führt, klar benannt und allen bewusst sein.
- …jedem klar sein, dass die Entscheidung für eine Sache auch gleichzeitig die Entscheidung gegen eine andere ist.
- …das Abstimmungsverfahren und die notwendige Mehrheit klar sein: je nach Bedeutung der Entscheidung ist manchmal eine einfache Mehrheit ausreichend, manchmal aber auch mehr bis hin zum Konsens (Einstimmigkeit).
Sobald die Voraussetzungen erfüllt sind, kann die Entscheidung unterschiedlich herbeigeführt werden:
Mehrheitsentscheid
Hier bestimmt der größte oder der überwiegende Anteil über die Entscheidung. Dabei gilt es zu beachten, dass es unterschiedliche Arten von Mehrheiten gibt:
- Eine relative Mehrheit hat, wer mehr Stimmen oder Anteile auf sich vereint als jeder andere für sich.
- Eine einfache Mehrheit hat, wer mehr Stimmen oder Anteile auf sich vereint als alle anderen in ihrer Gesamtheit.
- Eine absolute Mehrheit hat, wer mehr Stimmen oder Anteile auf sich vereint als alle anderen in ihrer Gesamtheit unter Berücksichtigung der Enthaltungen.
- Eine qualifizierte Mehrheit hat, wer einen festgelegten Anteil der Stimmen oder Anteile auf sich vereint.
Folgerung: Jede absolute Mehrheit ist auch eine einfache, jede einfache Mehrheit ist auch eine relative.
Minoritätsentscheidung
Allzu oft trifft man auf den Satz „Schweigen bedeutet Zustimmung“. Auch so können Entscheidungen herbeigeführt werden. Jemand sagt etwas und da sich niemand dagegen ausspricht (aus welchen Gründen auch immer) entscheidet sich die Gruppe für diesen Vorschlag. Spätestens bei der halbherzigen oder überhaupt nicht stattfindenden Umsetzung holt die Gruppe diese Art der Entscheidungsfindung aber wieder ein. 😉
Autoritätsentscheid
Bei dieser Form entscheidet eine einzelne Person oder eine kleine Gruppe, die sich – wodurch auch immer – über die passende Autorität verfügt. Diese Art der Entscheidungsfindung ist weit verbreitet und in vielen Fällen auch durchaus in Ordnung, jedoch werden sich diejenigen, die bei der Entscheidungsfindung nicht mit einbezogen wurden, wohl nicht allzu viel Mühe bei der Umsetzung machen.
Kompromiss
Ein Kompromiss kommt zu Stande, wenn jeder seine „wichtigsten“ Inhalte in der Entscheidung vertreten sieht und jeder – nach seiner eigenen Einschätzung – eine faire Chance hatte, sich zu beteiligen und Einfluss zu nehmen.
Konsens
Beim Konsensprinzip werden Entscheidungen ohne Gegenstimme getroffen. Dabei verlangen Entscheidungen oftmals keine ausdrückliche Zustimmung, vertragen sich aber auch nicht mit offener Ablehnung. Alle Gruppenmitglieder müssen einverstanden sein, oder bereit sein ihre abweichende Meinung bzw. ihre Bedenken aufzugeben oder zurückzustellen. Sie müssen die Entscheidung dann trotz ihrer Bedenken mittragen.
Wenn man Entscheidungen trifft…
- …sollten diese klar festgehalten werden.
- …sollten diese später in der Regel nicht nochmal in Frage gestellt werden.
Keine Entscheidung zu treffen ist auch eine Entscheidung – hierbei sollten aber sorgfältig die Konsequenzen des Hinausschiebens abgewogen werden.