Die Entwicklung einer Gruppe – Teil 2
Im ersten Teil zum Thema „Die Entwicklung einer Gruppe“ haben wir uns die Gruppendynamik als Solches und die Phasen der Gruppenentwicklung angesehen haben. Heute geht es im zweiten Teil weiter mit den Kompetenzen innerhalb einer Gruppe und welche Möglichkeiten der Führung einer Gruppe Dir zur Verfügung stehen.
Inhalt
Kompetenzen innerhalb der Gruppe
In den allermeisten Fällen bilden sich Gruppen, um irgendwelche Arbeiten zu erledigen. Sei es die gemeinsame Arbeit an Projekten, in einer gleichen Abteilung, oder Ähnlichem. Um die Zusammenarbeit und das Zusammenleben zu erleichtern, sollte sich jede Gruppe Regeln geben, an die jeder und jede Einzelne gebunden sind.
Voraussetzungen
Doch erst einmal gibt es ein paar Voraussetzungen, die eine Gruppe dafür haben sollte:
- Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Bildung von Nähe und Distanz.
- Die Bereitschaft, sich verbindlich an ausgemachte Termine und Deadlines zu halten.
- Verschwiegenheit zu inhaltlichen und persönlichen Informationen.
- Den Willen und die Bereitschaft, sich aktiv und positiv in die Gruppe einzubringen.
- Eine wertschätzende Haltung, die von Echtheit und Akzeptanz geprägt ist.
Ich-Botschaften
In einer (funktionierenden) Gruppe sollte es Standard sein, dass jeder in Ich-Botschaften kommuniziert. So kann deutlich gemacht werden, dass jede und jeder Einzelne die persönliche Verantwortung für seine Äußerungen übernimmt. Im Gegensatz zu „Man-“ oder „Wir-„Botschaften wird das Gegenüber nicht dazu gezwungen sich zu rechtfertigen oder zu handeln.
Die Dreischritt-Regel
Zu Empfehlen ist die Einführung der sogenannten Dreischritt-Regel. Sie bietet einen Rahmen für die Kommunikation und ermöglicht es leichter sachliche und konstruktive Beiträge zu erzeugen:
- Wahrnehmung äußern.
- Die Interpretation oder Wirkung dieser Wahrnehmungen.
- Konsequenzen für das eigene Handeln; Wunsch, der sich daraus ergibt.
Beispiel:
- Ich habe es so verstanden, dass …
- Auf mich wirkst das, als …
- Mir ist wichtig, dass …
Zwischen Egoismus und Altruismus
Jedes einzelne Mitglied trägt die volle Verantwortung für seine Wünsche, Bedürfnisse, seine Emotionen, Wertungen und sein Verhalten. Jeder trägt die Verantwortung für sein eigenes Wohlergehen in der Gruppe. Diese Verantwortung kann nicht an Andere abgegeben werden.
Es gilt, die Balance zwischen Egoismus und Altruismus zu finden. Beides kann schädlich für eine Gruppe sein und es sollte ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Eigenwohl und Fremdwohl geben.
Störungen haben Vorrang
Fast schon ein geflügeltes Wort in der Arbeit mit Gruppen: „Störungen haben Vorrang“.
Meist kündigen diese Störrungen Veränderungen oder Entwicklungen einer Gruppe an. Werden sie nicht thematisiert und ernst genommen, werden sie die Gruppe zu einem späteren Zeitpunkt wieder einholen und sie schwächen oder bei ihrer Arbeit blockieren.
Selbstreflexion
Eine Gruppe bietet einen hervorragenden Rahmen zur Selbstreflexion. Durch das Besprechen von Zielen, Ressourcen, Fähigkeiten und Fertigkeiten mit den anderen Gruppenmitgliedern kann die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild erkannt und abgeglichen werden.
Neue Gruppenkonstellationen bieten darüber hinaus die tolle Möglichkeit sich neu auszuprobieren und aus den gewohnten Bahnen auszubrechen.
Gruppenführung
Wenn Du eine Gruppe führen möchtest, gilt es das Augenmerkt auf die beiden wichtigsten Hauptaufgaben zu lenken:
- Die Prozessteuerung
- Die Kontextsteuerung
Prozesssteuerung
Als Gruppenleitung ist die Prozesssteuerung Dein wesentliches und konkretes Handeln
Als Leitung einer Gruppe übernimmst Du die Moderation des Gruppenprozesses. Du unterstützt also die Prozesse, die der Suche und Lösungsfindung dienen.
Dabei ist es ganz besonders wichtig, dass Du immer eine Metaperspektive einnimmst und Dich in den richtigen Momenten auch zurückhalten kannst. Du darfst Dich in vielen Momenten nicht verstricken lassen. Daraus ergibt sich leider auch der Nachteil, dass Du in dieser Rolle nicht zu 100% Teil der Gruppe sein kannst.
Als Gruppenleiter bist Du neutral und allparteilich. Du trägst dazu bei, dass alle individuellen Sichtweisen der Gruppenmitglieder betrachtet werden können. Dazu ist es unverzichtbar, dass diese wertfrei angenommen und betrachtet werden können. Dafür zeigst Du dich verantwortlich.
Auch Kritik und Angriffe sollten von Dir ernstgenommen werden. Mit der Kritik nimmst Du auch das jeweilige Gruppenmitglied ernst, welches die Kritik geäußert hat. Und das ist wichtig für jedes einzelne Mitglied. Denke dabei an den Grundsatz „Störrungen haben Vorrang“.
Zur Prozessteuerung gehört es auch, die Gruppendynamik weiter im Blick zu haben. Gerade zu Beginn kann es sein, dass eine Gruppe eher passiv ist. Die Mitglieder sind unsicher und wartet, bis du als Gruppenleitung die Impulse setzt und vorangehst bzw. Deine Ansagen machst, was als nächstes gemacht werden soll. Hier gilbt das Prinzip der Abstinenz, um die einzelnen Mitglieder dabei zu unterstützen selbst ihre Bedürfnisse zu finden und dafür einzustehen. Es könnte notwendig sein, in den ersten Gruppenphasen dennoch einzugreifen, jedoch mit deinen Mitteln der Gruppenführung, z. B. in dem Du verschiedene Arbeitsmethoden wählst.
Kontextsteuerung
Zur Kontextsteuerung gehören alle Bedingungen des Prozesses, wie z. B.
- Planung des Prozesses
- Analyse der Gruppe
- Planung der Arbeitsform
Fazit
Gruppen sind für Menschen essentiell. Sie bieten die Möglichkeit der sozialen Interaktionen, einen geschützten Rahmen um sich auszuprobieren, um Fremd- und Selbstbild abzugleichen und gemeinsam Erfolgreich zu sein und Ziele zu erreichen.
Leider sind sie aber auch ziemlich komplexe Gebilde, die sich stetig verändern und entwickeln.
Ich hoffe mit dem zweiteiligen Beiträgen zur Entwicklung einer Gruppe konnte ich ein wenig dazu Beitragen, dass Du Dich zukünftig (noch) besser gewappnet siehst, um Gruppen erfolgreich in ihrer Entwicklung zu begleiten.