Reflexion
Als Pfadfinder:in gehört eine Reflexion zu jeder Veranstaltung oder Aktion dazu. Gottgegeben, ohne darüber zu diskutieren. Nach einer Aktion wird gemeinsam reflektiert. Um nochmal zurückzublicken, Verbesserungspotentiale zu erkennen und aufzuzeigen, um Erkenntnisse zu gewinnen und diese zukünftig zu nutzen.
Im beruflichen Kontext ernte ich vermutlich eher hochgezogene Augenbrauen, wenn ich nach einer Aktion, einem Meeting oder einem Kundentermin nach einer gemeinsamen Reflexion frage. Eine „Feedback-Session“ ist irgendwie noch drin (vielleicht, weil es so cool englisch klingt?) oder eine kurze „Manöverkritik“. Dabei gehört meiner Meinung nach die Methode der Reflexion genauso in jeden Methoden-Baukasten wie Feedback (Fehlerkultur und die Feedback-Aufwärtsspirale, Richtig Feedback geben). Und zwar unabhängig, ob im privaten oder im beruflichen Kontext.
Heute möchte ich mit Dir gemeinsam darüber sprechen, was „Reflexion“ überhaupt bedeutet, welche Ebenen und Regeln es dafür gibt und wieso auch Du zukünftig (mehr) reflektieren solltest.
Inhalt
Was bedeutet Reflexion?
Laut Wiktionary gibt es insgesamt drei unterschiedliche Bedeutungen des Wortes Reflexion:
- Optik: Widerspiegelung, Zurückgeworfenwerden
- Philosophie: vertieftes Nachdenken
- Objektorientierte Programmierung: Fähigkeit eines Programms, seine eigene Struktur zu erkennen und diese, wenn nötig, zu modifizieren
Ich finde alle drei Bedeutungen ganz prima, dann irgendwie haben alle drei – obwohl sie aus verschiedenen Bereichen kommen, mit meinem heutigen Thema etwas zu tun.
Bei einer Reflexion geht es – laut meiner eigenen Erfahrung und Definition – darum etwas rückwirkend zu betrachten, darüber Nachzudenken und daraus Strukturen zu erkennen und diese gegebenenfalls zu modifizieren.
Dabei muss eine Reflexion natürlich nicht immer nur zurückkehrend sein und dem bereits Erlebten gelten. Reflektiertes handeln, bedeutet es bewusst und konsequent zu handeln. Wobei ich mit konsequent nicht stur oder starr meine, sondern sich den Konsequenzen des Handelns bewusst zu sein.
Ziele
Warum überhaupt solltest Du reflektieren?
Im Vordergrund steht dabei, Dir über alle Handlungsabläufe, der Verhaltensweisen (Deiner und der von anderen) und angewandter Regeln bewusst zu werden. Wie so häufig in der Persönlichkeitsentwicklung ist das „Bewusstmachen“ also der erste wichtige Schritt.
„Was habe ich / haben wir gemacht? Was ist passiert?“
Ein kritischer Blick wird auf die eigenen Handlungen und das eigene Verhalten gerichtet. Dabei kann es sinnvoll sein, diese bzw. dieses mit bereits gemachten Erfahrungen zu vergleichen.
„Warum haben wir / habe ich / hat die Gruppe das gemacht?“
Aus diesen neuen Erkenntnissen solltest Du Konsequenzen und Optimierungsmöglichkeiten entwickeln.
„Was haben wir / habe ich gelernt? Was können wir / kann ich anders machen?“
Ebenen der Reflexion
Eine Reflexion sollte drei Ebenen berücksichtigen. Im besten Fall achtest Du – wenn Du die Reflexion anleitest – auch darauf, dass wirklich alle drei Ebenen enthalten sind.
Ein wichtiger Begriff, den Du sicherlich schon häufig gehört hast, ist die Selbstreflexion. Also der Teil einer Reflexion, der sich mit Dir bzw. der Ich-Ebene beschäftigt.
„Wie habe ich mich dabei gefühlt? Welche Emotion hat mich so handeln lassen?“
Nur ganz selten handelst Du irgendwo ganz alleine, daher sollte auch die Wir-Ebene bzw. Beziehungsebene in einer Reflexion nicht zu kurz kommen.
„Wie haben wir als Gruppe zusammengearbeitet? Gab es irgendwelche Hierarchiestreitigkeiten?“
Vermutlich vor allem im beruflichen Kontext ist die Es-Ebene bzw. Sachebene die wichtigste Ebene bei einer Reflexion. Dabei geht es um die Sache, die Aktion oder den Inhalt.
„Wie sind wir mit unserem Vorhaben (Aktion, Inhalt, etc.) weitergekommen?“
Regeln
Um eine Reflexion möglichst effizient und erfolgreich zu gestalten, möchte ich Dir einige Regeln und Tipps mitgeben.
- Eine Reflexion schließt sich sinnvollerweise an eine abgeschlossene Phase an (z. B. nach einem Termin, nach einem Kundenprojekt, nach einem Meeting, etc.)
- Reflexionen finden regelmäßig statt
- Alle haben die Gelegenheit sich zu äußern
- Alle beteiligen sich und teilen, was sie möchten
- Verständnisfragen sind in Ordnung, es wird aber nicht kommentiert oder diskutiert
- Beiträge sind kurz und prägnant, in Ich-Form gehalten und nicht verletztend
Fazit
Erlebnis + Reflexion = Erfahrung