Das innere Team
Vielleicht ist Dir der Name Friedemann Schulz von Thun schon einmal begegnet. Viele kennen den deutschen Psychologen aus der Kommunikationstheorie, wo er sich vor allem wegen seines Modells des Kommunikationsquadrats einen Namen gemacht hat. Häufig bekannter unter dem Namen „Vier-Seiten-Modell“ oder „Vier-Ohren-Modell“. Doch dieses Modell ist nicht das einzige von Friedemann Schulz von Thun veröffentlichte. Weniger bekannt, aber nicht weniger interessant, ist sein Modell des inneren Teams.
In diesem Modell beschreibt der Kommunikationsforscher, dass Menschen häufig „mehrere Seelen in einer Brust“ haben. Diese melden sich bevor, während und nachdem wir sprechen und sorgen für unseren inneren Dialog. Diese „innere Pluralität“ ist zwar menschlich, sorgt jedoch manchmal für einen inneren Zwiespalt, der auch in der Kommunikation nach Außen erkennbar werden kann. Das von Schulz von Thun genutzt Beispiel bringt das Modell sehr schön auf den Punkt: Eine fleißige Studentin wird von einem wenig engagierten Kommilitone gefragt, ob er sich eine Mitschrift ausborgen darf. Sie möchte nicht Nein sagen und schwankt dadurch emotional zwischen Ärger („Er nutzt dich aus“) und Kollegialität („Man muss sich gegenseitig helfen“). Und schon haben wir den zuvor beschrieben inneren Zwiespalt, bei dem die inneren Anteile – Schulz von Thun spricht von „Stimmen“ oder „Mitgliedern des inneren Teams“ unterschiedliche Auffassungen vertreten. Es kommt darauf an das innere Team gut zu führen, denn dadurch entscheiden wir, ob es sich tatsächlich um ein inneres Team oder um einen inneren zerstrittenen Haufen handelt.
Inhalt
Teammitglieder
Du solltest das Vorhandensein des inneren Teams nicht mit einer multiplen Persönlichkeit oder Schizophrenie verwechseln, es ist ganz normal, dass unterschiedliche Teile ein gemeinsames System bilden – in diesem Fall also unsere Persönlichkeit. Dabei hat jedes einzelne Mitglied des inneren Teams seine Berechtigung und seinen Sinn, jedes Teammitglied möchte immer nur das beste für den Teamchef. Die einzelnen Teammitglieder sind sehr unterschiedlich. Manche sind laut, andere leise oder melden sich schnell oder langsam. Sind dominant nach Außen oder nur im inneren zu erkennen, so wie als Gedanke, Gefühl, Impuls oder Stimmung auftreten. Zwischen den einzelnen Mitgliedern herrscht eine Gruppendynamisch, ähnlich wie im äußeren Leben auch. Und in ihrer Gesamtheit spiegeln sie die Lebenserfahrung Deines Menschen wider.
Der Teamleiter
Jedes Team sollte einen Teamleiter haben. Im Modell von Friedemann Schulz von Thun handelt es sich dabei um das übergeordnete „Ich“, eben die zusammenhaltende Instanz, die am Ende das letzte Wort hat. Der Teamleiter kann den internen Dialog passiv verfolgen oder aktiv eingreifen. Zum Beispiel, in dem die innere Teamsitzung ganz bewusst gestaltet wird.
Die innere Teamsitzung
Häufig wenn Du vor einer schwierigen Entscheidung stehst, wird eine innere Teamsitzung einberufen. Häufig unbewusst, manchmal auch bewusst. Erfolgt die Teamsitzung unbewusst, prägen dabei die uneinheitlichen Äußerungen und die von den lauten, schnellen und beliebten Teammitgliedern den inneren Dialog. Das äußert sich dann z. B. in einem unguten Bauchgefühl, welches gegen ein gutes rationales Argument antreten muss.
Wenn Du die innere Teamsitzung aktiv mitgestalten möchtest, solltest Du Dir als erstes Gedanken über die Zusammensetzung des inneren Teams machen. Die Teammitglieder, die sich äußern wollen, müssen identifiziert werden. Das gelingt häufig erstaunlich gut, wenn Du Dir die Zeit nimmst ein wenig in Dich hineinzuhören. Wie bei einem guten Teammeeting bekommt jedes Mitglied das Recht und ein wenig Zeit, seine Botschaft frei vorzubringen – ohne Kritik der anderen. Der Teamleiter hört sich alle Positionen an und wertschätzt sie. Er sollte dabei neutral bleiben. Nur so kann er danach über einen Kompromiss nachdenken. Der Teamleiter fasst am Ende das Ergebnis zusammen und holt sich noch einmal die Zustimmung der Teilnehmenden ein.
Eine Entscheidung durch eine innere Teamsitzung zu fällen, bringt mehrere Vorteile:
- Die Akzeptanz der eigenen Pluralität macht es unnötig, wichtige Bedürfnisse zu vernachlässigen.
- Ein authentisches Ergebnis führt häufig zu einer höheren Selbstzufriedenheit.
- Die Selbstklärung hilft späteres Unwohlsein schneller zu verstehen und damit umzugehen.
Fazit
Natürlich handelt es sich bei dem inneren Team nur um ein Modell, eine Metapher, die Du aber sinnvoll für dich nutzen kannst. Sicherlich kennst Du es ja auch, dass Du mit dir selbst nicht ganz einig bist, genau in solchen Situationen oder vor wichtigen Entscheidungen kann Dir Dein inneres Team weiterhelfen. Schließlich will jeder einzelne Dein bestes. 🙂